Wachsende Kritik an Besetzung der Corona-Enquete-Kommission
Die Kritik an der Besetzung der Enquete-Kommission zur Aufarbeitung der Corona-Pandemie wächst. Nach dem Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) monieren jetzt auch die Träger-Organisation Ruhrgebietskonferenz-Pflege, das Netzwerk "Zukunft Pflege NRW" und die Angehörigen-Initiative "Wir pflegen NRW", dass in der Kommission nicht ein einziger Vertreter aus der Pflege sitzt. Sie fordern die sofortige Neubesetzung, mindestens aber die aktive Einbindung in die Arbeit des Gremiums.
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Mitarbeiter und Bewohner in den Pflegeheimen litten besonders unter der Pandemie, doch jetzt stammt nicht ein einziges der 24 Kommissionsmitglieder aus der Pflege
Die Enquete-Kommission des Bundestags hat Anfang September ihre Arbeit aufgenommen. Sie besteht aus 28 Mitgliedern, jeweils die Hälfte sind Abgeordnete und Experten, die von den im Bundestag vertretenen Parteien berufen wurden. Pflegeexpertise ist in der Enquete-Kommission jedoch so gut wie nicht vertreten, obwohl Alten- und Krankenpfleger während der Pandemie den größten Belastungen ausgesetzt waren und die Pflege zur kritischen Infrastruktur zählt. Auffällig ist auch, dass unter den 14 Bundestagsabgeordneten in der Enquete-Kommission keiner der bekannten Gesundheitspolitiker zu finden ist.
"Es ist unerträglich, dass in dieser Kommission niemand vertreten ist, der die Erfahrungen und Belange der Langzeitpflege in die Aufarbeitung der Corona Pandemie einbringen kann. Pflegeeinrichtungen waren Epizentren der Pandemie – sowohl in der stationären Altenpflege als auch in der ambulanten Versorgung", sagt Ulrich Christofczik, Sprecher der Ruhrgebietskonferenz und Geschäftsführer der Evangelischen Dienste Duisburg.
Jedes fünfte Covid-Opfer starb im Pflegeheim
2020 und 2021 entfielen rund 20 bis 22 Prozent aller Covid-Todesfälle auf Pflegeheime. In den ersten beiden Wellen lag dieser Anteil zeitweise sogar bei über 50 Prozent. Die Folgen von Schutzmaßnahmen wie Besuchsverboten, Isolierungen und Personalausfällen wirkten sich bis 2023 massiv auf Bewohner und ihre Familien aus.
Auch die häusliche Pflege war stark betroffen. Ambulante Pflegedienste durften zeitweise nur noch alleinlebende Pflegebedürftige versorgen. Tagespflegen wurden geschlossen. Die medizinische Versorgung wurde auf ein Minimum beschränkt. Die Angehörigen versuchten, diese Lücken so gut es ging zu stopfen – weit über ihre eigene Belastungsfähigkeit hinaus, heißt es in einer Stellungnahme der drei Bündnisse.