40 Prozent der Heimbetreiber sehen Potenzial in Stambulant
Fast 40 Prozent – ganz genau 39 Prozent – der Altenhilfeeinrichtungen sehen die größten Potenziale zum Ausbau ihres Leistungsangebots in "stambulanten" Pflegeeinrichtungen. Für fast ebenso viele (38%) stellt auch das betreute Wohnen eine Perspektive dar. Das geht aus dem "Altenhilfebarometer 2025" hervor, einer Online-Befragung unter 250 Einrichtungen des Beratungs- und Wirtschaftsprüfungsunternehmen Curacon.
SWR
Beim stambulanten Modell der Benevit-Gruppe werden Bewohner und Angehörige in die Hausarbeit einbezogen, das fördert Wohlbefinden und spart bis zu 1.000 Euro
Weitere Leistungsangebote, die in den Augen der Umfrageteilnehmer ein Potenzial haben: Wohngruppen für Demenzkranke (32%), Kurzzeitpflege (28%), "Community Nurse" in ländlichen Gebieten (25%), rehabilitative Kurzzeitpflege (18%) – und nicht zuletzt: die digitalisierte stationäre Einrichtung.
Allerdings sehen nur 30 Prozent der Befragten einen hohen, und nur zwei Prozent einen sehr hohen Handlungsbedarf. 44 Prozent sehen nur einen niedrigen, elf Prozent sogar nur einen sehr niedrigen Handlungsbedarf. Grund für die Zurückhaltung könnte sein, dass es für ambulant betreute Wohnformen zwar geringere ordnungsrechtliche Hürden, weniger Personalbedarf und Kostenbelastungen für die Pflegebedürftigen gibt, wie die Autoren des Altenpflegebarometers 2025 schreiben. Dass aber derartige Geschäftsmodelle eine Unsicherheit darin besteht, dass "der Gesetzgeber Anreize für ungewollte Ambulantisierungsformen reduzieren und die parallele Inanspruchnahme von Zuschüssen für ambulante Pflegeleistungen und Besuch der Tagespflege einschränken könnte".
"Es wird keine Renaissance der stationären Pflege geben"
Für Jan Grabow, Geschäftsführender Partner bei Curacon und Autor des Barometers, steht jedenfalls fest: "Es wird aufgrund des Personalmangels keine Renaissance der stationären Pflege geben. Wachstum in der Pflegeversorgung findet zukünftig in den wenig personalintensiven Versorgungsformen statt." Hinzu komme noch, dass der Bestand stationärer Pflegeeinrichtungen veraltet und energetisch ineffizient sei – und die Transformation zu einer klimafreundlichen Branche zwar richtig, aber teuer sei. "Der plötzliche Zinsanstieg von unter einem Prozent auf teils über vier Prozent hat viele Kalkulationen infrage gestellt. Was früher mit 20 Prozent Eigenkapital möglich war, braucht heute oft 40 Prozent – und selbst das reicht nicht immer", sagt Grabow, der bei Curacon das Ressort Altenhilfe leitet.
Die Online-Umfrage hat zwischen Anfang April und Ende Mai 2025 stattgefunden, über 250 Einrichtungen unterschiedlicher Trägerformen und Größen haben teilgenommen. 54 Prozent der Teilnehmer waren Teil der Geschäftsführung einer Altenhilfeeinrichtung. Mit 21 Prozent waren die Einrichtungsleitungen die zweitgrößte vertretene Gruppe. Die Teilnehmer stammen aus Einrichtungen aller Trägerarten, doch es "zeigt sich eine starke Akzentuierung im freigemeinnützigen Bereich", heißt es im Pflegebarometer.
Der Download-Link zum Altenhilfebarometer 2025 kann auf der Website von Curacon angefordert werden. Der Themenkomplex findet sich auf den Seiten 28 bis 35, mit Gastbeiträgen von Bodo de Vries, aus der Geschäftsführung des Evangelischen Johanneswerks, Kaspar Pfister, Geschäftsführender Gesellschafter der Benevit-Gruppe, Frank Markus, Geschäftsführer der Specht-Gruppe und Alexander Cito Aufenacker, Geschäftsführer von Pflege Butler.
Kirsten Gaede