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9. September 2025 | 23:01 Uhr
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Welche digitalen Anwendungen Pflegekräfte wirklich wollen

Für Altenpflegekräfte in Deutschland stehen die mobile Dokumentation und die flexible Schichtplanung an erster Stelle, wenn es um die Digitalisierung geht. Spracherkennung und Wearables wie Notrufarmbänder sind für sie hingegen weniger wichtig als für ihre Kollegen in Österreich und der Schweiz. Das hat eine Online-Befragung des Softwareanbieters Myneva unter rund 2.500 Fachkräften aus sieben europäischen Ländern ergeben.

Pflege Pflegekraft Pflegeheim Digitalisierung Tablet Foto iStock kazuma seki

Eine Dokumentation "direkt am Menschen, ohne Papierstapel" – das wünschen sich 44 Prozent der deutschen Befragten

Zunächst die beruhigende Nachricht: Das Vorurteil, Deutschland sei absolutes Schlusslicht bei der Digitalisierung, kann die repräsentative Umfrage, die Myneva beim Meinungsforschungsinstitut Civey in Auftrag gegeben hat, nicht bestätigen. Auch Fachkräfte aus dem Pflege- und Sozialwesen in Finnland, Österreich, Schweden, den Niederlanden, Belgien und der Schweiz zeigen sich längst nicht in jeder Beziehung zufrieden mit der Digitalisierung an ihrem Arbeitsplatz.

Allerdings hebt Myneva Schweden, die Schweiz und die Niederlande als Spitzenreiter hervor. In diesen Ländern berichten rund 25 Prozent der Befragten von einer vollständig digitalen Arbeitsumgebung. In Österreich, Deutschland und Belgien ist die Papierquote mit sechs bis neun Prozent hingegen auffällig hoch – Myneva spricht von einem "Rückstand trotz vorhandener Lösungen". In allen sieben Ländern zusammengenommen beträgt die durchschnittliche Papierquote knapp fünf Prozent. Vollständig digitalisiert, inklusive mobiler Apps, sind knapp 19 Prozent.  

Eine gute Anbindung an die ePA ist deutschen Pflegekräften wichtig 

Befragt nach Anwendungen, die ihren Arbeitsalltag erleichtern könnten, nennen fast 40 Prozent die mobile Dokumentation, "direkt am Menschen, ohne Papierstapel", wie Myneva es formuliert. In Deutschland waren es sogar gut 44 Prozent. Danach folgen Apps für flexible Schichtplanung (29 %) und digitales Medikationsmanagement (27 %).

Der Wunsch nach Spracherkennung ist in Österreich (27 %) und der Schweiz (24 %) ausgeprägt. Wearables werden ebenfalls besonders in Österreich (21 %) und in der Schweiz (27 %) als hilfreich betrachtet. 

Die deutschen Fachkräfte wünschen sich außerdem eine Vernetzung mit der elektronischen Gesundheitsakte. Fast 39 Prozent äußern diesen Wunsch, im Gesamtdurchschnitt sind es nur 34 Prozent. Diese Diskrepanz könnte damit zusammenhängen, dass die Telematikinfrastruktur in deutschen Pflegeeinrichtungen gerade erst eingeführt wurde und der Wunsch daher noch nicht weit verbreitet ist. So berichten 17 Prozent der Befragten in Deutschland, dass es in ihrer Einrichtung noch gar keine digitale Vernetzung gibt. Nur zwölf Prozent der Altenpflegekräfte geben an, dass ihre Einrichtung umfassend angebunden ist.

KI-gestützte Planung und Spracherkennung sind die Ausnahme   

62 Prozent der Befragten insgesamt geben immerhin an, dass ihre Einrichtung teilweise digital angebunden ist. Doch auch in der Gesamtschau ist die Situation nicht ideal: Nur knapp 18 Prozent aller Befragten arbeiten in vollständig digital vernetzten Umgebungen. Gleichzeitig berichten zwölf Prozent, dass eine digitale Anbindung komplett fehlt.

Das Fazit von Myneva: Fast die Hälfte der befragten Fachkräfte nutzt inzwischen digitale Schichtplanung oder mobile Apps für Mitarbeiter. Diese beiden Werkzeuge bilden den Kern der ersten Digitalisierungswelle und zeigen, dass die digitale Organisation im Arbeitsalltag vielerorts Einzug gehalten hat. Bei fortschrittlicheren Technologien wie KI-gestützter Planung (17 %), automatisierten Auswertungen (21 %) oder Spracherkennung (19 %) sieht es hingegen anders aus. Ihr Einsatz bleibt die Ausnahme.

An der Befragung nahmen Pflege- und Sozialfachkräfte aus den Bereichen Altenpflege, Behindertenhilfe, Soziale Arbeit und Kinder- und Jugendhilfe teil.

Die Trendstudie Pflege & Soziales 2025 kann von der Myneva-Website heruntergeladen werden.

Kirsten Gaede

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