Mehrheit der Pflegeanbieter noch immer ohne TI-Anschluss
Seit Juli sind Pflegeeinrichtungen dazu verpflichtet, an die Telematikinfrastruktur (TI) angeschlossen zu sein. Eine aktuelle Auswertung zeigt jedoch, dass rund 70 Prozent der ambulanten und stationären Anbieter in Deutschland noch nicht angebunden sind. Zudem wurden die seit 2019 verfügbaren Fördergelder dafür erst zu etwa 40 Prozent abgerufen. DAK-Vorstandschef Andreas Storm fordert deshalb eine Vereinfachung der Förderung, da ohne TI künftig massive Abrechnungsprobleme drohen.
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Erst ein Drittel der Pflegeeinrichtungen sind an die Telematikinfrastruktur angeschossen
Laut der DAK-Gesundheit sind bislang nur etwa ein Drittel der rund 32.000 ambulanten und stationären Einrichtungen im Verzeichnis der Gematik registriert. 63 Prozent haben zwar den elektronischen Institutionsausweis beantragt, doch bis zur vollständigen Anbindung sind weitere Schritte erforderlich.
Millionen an Fördergeldern bleiben ungenutzt
Ein Grund für die Verzögerung könnte im Umgang mit den vorhandenen Fördergeldern liegen. Das Pflegepersonal-Stärkungsgesetz ermöglicht seit 2019 Zuschüsse von bis zu 12.000 Euro pro Einrichtung für die digitale Ausstattung. Bislang wurden jedoch nur knapp 40 Prozent der Mittel abgerufen. Insgesamt flossen somit rund 81,2 Millionen Euro in neue Technik, digitale Dokumentation oder Schulungen.
DAK-Vorstandschef Storm fordert, die Zugangswege zu den Geldern deutlich zu vereinfachen. "Es muss nun analysiert werden, weshalb die Abrufquote weiterhin eher niedrig ist und wie sich die Hürden für die Pflegeeinrichtungen bewältigen lassen", sagte er.
Ohne TI-Anbindung drohen Abrechnungsprobleme
Viele Häuser sehen sich nach wie vor mit hohen bürokratischen Hürden konfrontiert. Besonders kleinere Träger haben laut Storm Schwierigkeiten, die Anforderungen für Anträge und Abwicklung zu erfüllen. Eine intensivere Begleitung sei nötig, um die Einrichtungen auf ihrem Digitalisierungsweg zu unterstützen.
Der Handlungsdruck wächst, denn ab dem kommenden Jahr wird die vollelektronische Abrechnung pflegerischer Leistungen verpflichtend. Ohne Anschluss an die TI können Einrichtungen ihre Leistungen nicht mehr ordnungsgemäß abrechnen. "Ohne TI-Anbindung drohen massive Abrechnungsprobleme", warnte Storm.
Steigende Antragszahlen, dennoch geringe Quote
Die Zahl der Anträge bei der DAK-Gesundheit ist zwar gestiegen. Bis Ende Juni gingen rund 21.000 Anträge ein, was einem Plus von 28 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. 93 Prozent davon wurden bewilligt. Damit haben inzwischen etwa 11.300 der von der DAK betreuten Einrichtungen Fördermittel in Anspruch genommen. Das entspricht einem Zuwachs von fast zwölf Prozent. Dennoch liegt die Gesamtquote weiterhin deutlich unter den Möglichkeiten.
Thomas Hartung