Mitarbeiterbindung mit Tattoos
Unter dem Motto "Tattoo statt Obstkorb" bietet Arte Care seinen Mitarbeitern in den Pflegezentren in Reichelsheim, Ranstadt und Kalbach in Hessen diese Woche eine Tattoo-Session vor Ort an. Der inhabergeführte Pflegeanbieter, der insgesamt über 30 Einrichtungen betreibt, übernimmt die Kosten. Rund 40 Interessierte haben sich schon angemeldet. Care vor9 sprach mit der Menetatis-Geschäftsführerin Sandra Leps (Foto) über die Idee hinter der Aktion.
 
                                                    Artecare/Menetatis
"Wir wollen zeigen, dass wir die Mitarbeiter mit ihren Besonderheiten schätzen und unterstützen", sagt Menetatis-Geschäftsführerin Sandra Leps
Care vor9: Warum haben Sie sich für eine Tattoo-Aktion als Incentive entschieden?
Sandra Leps: Uns ist es als Unternehmen wichtig, innovativ zu sein, neue Ideen zu entwickeln und immer die höchstmögliche Qualität zu erreichen. Damit meinen wir auch den HR-Bereich: Hier sind Authentizität, Ehrlichkeit und Unterscheidungsmerkmale wichtig.
Pflege ist eine besondere Branche mit besonderen Herausforderungen. Die Mitarbeiter sind echte Typen: Überzeugungstäter mit klaren Statements. Unsere Kampagne soll genau das widerspiegeln und gleichzeitig zeigen, dass wir die Besonderheit unserer Kollegen schätzen und unterstützen, ihr Selbstbewusstsein, ihre klare Kante und Ehrlichkeit. Ein Tattoo lässt sich nicht einfach wegwischen. Ein Herz, das für die Herausforderungen und die Sinnstiftung der Arbeit mit Menschen steht, ebenso wenig.
Was versprechen Sie sich von der Aktion?
Einerseits wollen wir den Mitarbeitern damit Wertschätzung entgegenbringen. Andererseits wollen wir ihnen eine Freude machen, indem wir ihnen etwas bieten, was sie als Benefit so vermutlich nirgendwo anders erhalten würden. Für uns war eine wichtige Frage, welche über die Standard-Benefits hinausgehenden Wünsche unsere Mitarbeiter haben.
Fest steht: Bei vielen ist tatsächlich die Leidenschaft für ihren Beruf sehr ausgeprägt, wie unsere Mitarbeiterumfrage bestätigt hat, und: Sie legen viel Wert auf ihre Individualität. Beide Aspekte drücken sie gern durch ein Tattoo aus.
Wie sieht es mit den gesundheitlichen Risiken von Tattoos aus? Muss der Arbeitgeber oder der Mitarbeiter dabei etwas beachten?
Hier gelten die identischen Regeln wie im Tattoo-Studio oder auf Conventions. Als Arbeitgeber übernehmen wir lediglich die Kosten. Die vertragliche Vereinbarung wird zwischen Tätowierer und dem Mitarbeiter getroffen.
Sind Sie als Arbeitgeber besonders offen für Tattoos?
Tatsächlich finden Sie diese "Bilderwelt" auch in unserem Personalmarketing wieder. Wir sind nicht dafür oder dagegen, sondern hier einfach nah an der Realität.
Gibt es klare No-Gos bei den Tattoos? Schließen Sie beispielsweise die Tätowierung bestimmter Körperstellen aus?
Die Größe ist auf circa fünf Mal fünf Zentimeter beschränkt, es gibt keine Schattierungen, keine Farben, kein Ausmalen. Die Sitzung pro Teilnehmer ist auf 40 Minuten begrenzt. Wir mussten den Gesamtaufwand pro Teilnehmer leider begrenzen, um möglichst vielen Teilnehmern ein Tattoo garantieren zu können und allgemein eine faire Regelung zu finden. Finger und Handinnenflächen werden nicht tätowiert. Diskriminierende Motive werden auch nicht geduldet.
Und was ist mit Mitarbeitern, die kein Tattoo wollen?
Für sie gibt es diverse Alternativen: Etwa ein Team-Budget für gemeinsame Events, die Mitarbeiter selbst planen wie Bowling, Alpaka-Wanderung, Kanufahrt, Wandertag. Der Kreativität sind hier keine Grenzen gesetzt. Außerdem gibt es Benefits, beispielsweise E-Bike-Leasing, Mitarbeiterfrühstück etc.
Das Interview führte Kirsten Gaede