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9. Oktober 2025 | 07:00 Uhr
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Bester Ort für Akquise ausländischer Pflegender: Deutschland

400 ausländische Pflegekräfte hat das Ev. Johanneswerk innerhalb von drei Jahren für sich gewonnen. Eine gute Bilanz, die längst nicht so gut ausgefallen wäre, hätte das Unternehmen ausschließlich im Ausland nach Kandidaten gesucht, ist Sven-Eric Leichner, Stabsabteilungsleiter in der Altenhilfe, überzeugt. Deshalb wird der Bielefelder Träger künftig hauptsächlich vor Ort, etwa in Flüchtlingsunterkünften, nach ausländischen Kandidaten suchen.

Sven-Eric Leichner: "Wer hier bereits lebt, weiß, worauf er sich einlässt, und kann schon etwas Deutsch." 

Es war eine gewisse Frustration, die das Johanneswerk auf die Idee gebracht hat, sich vor der Haustür umzuschauen: "Wir hatten eine Kooperation mit Türkei, die leider nicht sehr ertragreich war: Es gab einfach sehr viele bürokratische und organisatorische Hürden", sagt Leichner. "Da haben wir uns gesagt: Mal schauen, wer schon hier ist, schließlich gibt es genügend Flüchtlinge und Arbeitsimmigranten in Nordrhein-Westfalen."

Der Zugang zur Zielgruppe war kein Problem, denn das Johanneswerk ist in NRW durch seine 38 Einrichtungen gut vernetzt. So war es für die Einrichtungsleitungen ein Leichtes, Kontakt zu den Arbeitsagenturen vor Ort aufzunehmen und beispielsweise die Flüchtlingsunterkünfte zu besuchen. 

Natürlich war auch diese Form der Akquise nicht unkompliziert, aber definitiv leichter als die Akquise im Ausland, so Leichner. "Auch hier mussten wir ausführlich erklären, was der Beruf in Deutschland bedeutet, dass eine Pflegekraft hierzulande nicht ein kleiner Arzt ist. Aber die Vorteile liegen auf der Hand: Wer hier bereits lebt, hat eine Ahnung davon, wie das Land tickt und weiß wahrscheinlich eher, worauf er sich einlässt. Er kann schon etwas Deutsch und hat – wenn er über die Arbeitsagentur kommt – oft schon einen Wohnsitz und ein Konto."

Ein großer Teil der ausländischen Pflegenden hat inzwischen eine Ausbildung begonnen 

Aber bringt der oft ungeklärte Aufenthaltsstatus bei Geflüchteten nicht Probleme mit sich? "Sicherlich, aber immerhin sind sie schon einmal hier, man muss sich nicht mit komplizierten Visa-Verfahren rumschlagen, auch sind die Schulabschlüsse oft schon anerkannt", sagt Leichner.       

Von den 400 ausländischen Pflegekräften, die das Johanneswerk seit Ende 2022 gewinnen konnte, haben 330 schon vor ihrem Einstieg ins Unternehmen in Deutschland gelebt. 185 von ihnen sind dieses Jahr in einer Pflegeausbildung. Leichner ist überzeugt: "Hätten wir nur im Ausland nach Kandidaten gesucht, wäre die Bilanz längst nicht so gut ausgefallen."

Kirsten Gaede       

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