Antrags-Start-up soll Zahlungen vom Sozialamt beschleunigen
Wenn das Sozialamt mehrere Monate für die Bearbeitung von Anträgen auf Hilfe zur Pflege benötigt, liegt das oft daran, dass die Anträge unvollständig oder fehlerhaft sind. Erhielten die Behörden sie korrekt ausgefüllt, gehe es deutlich schneller, sagt Til Heinrichs (Foto), Geschäftsführer des Pflegeanbieters Heinrichs-Gruppe. Das Start-up Myo hat Angehörigen der Bewohner bei den Formularen geholfen und eine Antrags-Software entwickelt, die Rückfragen weitgehend überflüssig macht.
Heinrichs Gruppe
Auch die Sozialämter haben großes Interesse an der Digitalisierung der Anträge, sagt Til Heinrichs
Pilotanwender für G-CARE-Gesundheitsarmband gesucht
Die Innovation für automatisiertes Gesundheitsmonitoring sucht Pflegeeinrichtungen und ambulante Dienste als Pilotanwender: In Israel und den USA bereits tausendfach erfolgreich im Einsatz, profitieren nun auch deutsche Pflegeeinrichtungen und Pflegebedürftige von mehr Sicherheit durch das G-CARE-Armband und die dahinter stehende künstliche Intelligenz. Es überwacht alle wichtigen Vitalwerte und alarmiert bei gesundheitlichen Auffälligkeiten oder Stürzen sofort Pflegepersonal und Angehörige. Care vor9
Im Oktober startet die Pilotphase für das Myo-Produkt, Anfang 2026 soll es auf den Markt kommen. In das Projekt des Berliner Software-Unternehmens ist nicht nur die Heinrichs-Gruppe aus Gangelt im Landkreis Heinsberg involviert: Myo steht für die Entwicklung seines Produkts Formfix auch mit den Johannitern und mit Agaplesion in Berlin in Kontakt – und nicht zuletzt mit Sozialämtern in Berlin und im Kreis Heinsberg.
Es melden sich gerade immer mehr Sozialämter bei Myo, um in das Projekt involviert zu werden, berichtet Geschäftsführer Jasper Böckel. Das erstaunt Pflegeanbieter Heinrichs nicht: "Es ist doch tatsächlich so, dass Angehörige einfach nicht im Thema stecken und die Anträge deshalb oft fehlerhaft und unvollständig ausgefüllt werden. Das bedeutet auch für die Sozialämter viel Arbeit. Für die Zahlungsverzögerungen sind sie oft nicht verantwortlich, schließlich müssen sie sicherstellen, dass keine Steuergelder verschwendet werden."
Die neue Software soll den Angehörigen die Antragstellung erleichtern: Es werden die Fragen im Formular erklärt, Tipps gegeben, was zu tun ist, wenn man bestimmte Nachweise – etwa über eine abgeschlossene Lebensversicherung – nicht findet. Es gibt eine Chatbot und die Möglichkeit, sich Passagen in andere Sprachen übersetzen zu lassen. Auch werden Felder, die im Papierformular bisher grundsätzlich aufgeführt sind, ausgeblendet, wenn sie für den jeweiligen Antragsteller nicht relevant sind.
Während der Software-Entwicklung war Myo in ständigem Austausch mit Angehörigen und Sozialämtern
Damit die Wahrscheinlichkeit, dass ein Formfix-Antrag keine weiteren Nachfragen oder die Anforderung weiterer Dokumente provoziert, ist Myo seit gut einem Jahr über die Heinrichs Gruppe in ständigem Austausch mit Angehörigen sowie mit den Sozialämtern. Nun ist das Formfix-Verfahren fertig für die Pilotphase mit den Trägern in Berlin und Heinsberg. Es handelt sich um ein Online-Formularverfahren, wie man es von den Krankenkassen oder auch der Agentur für Arbeit kennt. "Allerdings ist es noch benutzerfreundlicher, nämlich smart durch KI und eher wie Taxfix für Steuern, das den Antragssteler Schritt-für-Schritt durch den Antrag führt", sagt Böckel.
Das Online-Formularverfahren hat den Vorteil, dass die Pflegebetreiber den Bearbeitungsstatus eines Antrags sehen (aber nicht den Inhalt). So können sie gegebenenfalls Angehörigen, die mit ihrer Reaktion auf sich warten lassen, ansprechen und Unterstützung anbieten. "Denn unsere Erfahrung ist, dass es doch einige Angehörige gibt, die sagen, sie kümmern sich um den Antrag, es dann aber doch nicht machen"; sagt Heinrichs.
Kirsten Gaede